Freitag, 3. Juni 2011

Verursacherprinzip und Duty-Free Shopping

Den dritten Tag bin ich nun schon hier in der schönen Schweiz, in Kreuzlingen am Bodensee. Kreuzlingen  ist die zweitgrößte Stadt des Kantons Thurgau, der zweitnördlichste Kanton, der am Bodensee an Deutschland grenzt. Grenzstadt auf deutscher Seite ist die Kreisstadt Konstanz, bekannt vom Konzil von Konstanz (1414 bis 1418), im Rahmen dessen der Reformer und Rektor Jan Hus am 6. Juli 1415 verbrannt wurde.

Verursacherprinzip
Die Schweiz ist anders als Österreich und Deutschland, deshalb gibt es für mich hier viel zu entdecken und erst zu verstehen. Kulturell wahrscheinlich verknüpft mit der Basisdemokratie sieht die Mülltrennung hier ganz anders aus als z.B. in Wien.

Mistkübel? Gibt es nicht. Biotonne von der Gemeinde? Fehlanzeige. Altpapiersammlung? Als "Privatinitiative" ist sie freilich "vorhanden", einmal im Monat gibt es an einem - immer wechselnden - Ort der Stadt eine Entleerung. Was mich besonders stutzig macht: Mülltrennung ist hier kein großes Thema. Ja, man hat das Gefühl, sie steckt hier noch in den Kinderschuhen! Und trotzdem sind die Straßen penibel sauber! Wie das wohl geht? Ich hab's noch nicht verstanden. Müllcontainer und ‑sammelinseln, wie in Wien und anderswo verschandeln hier nicht das Straßenbild. Beachtlich.

Blick von der Haustüre zum blauen Punkt
Der blaue Punkt!
Was man als Einwohner (als Müllerzeuger) tun muss: Einen gebührenpflichtigen Müllsack kaufen und diesen, wenn vollgemacht, am Sammeltag beim "blauen Punkt" zur Abholung hinstellen. Das ist eine mit einem blauen Punkt markierte Stelle, gottseidank in der Wohnstraße fast gleich gegenüber unseres Hauses. Nur "frankierte" Müllsäcke werden mitgenommen, und die kosten im Einkauf natürlich etwas. Wer also Müll verursacht, der muss zahlen. Und zwar direkt. So ticken die Schweizer. (Nicht alle übrigens: Reportage über gefälschte Müllsäckli in Zürich)

Ganz so "weit hinten" sind die Schweizer wohl doch nicht mit ihrer Mülltrennung: Über abfall.ch kann man sich per E-Mail und/oder SMS aufs Handy ("Natel" auf Schwitzerdütsch!) benachrichtigen lassen, wann Sammlungen stattfinden.

Zollfreier Einkauf über die Grenze
Die Schweiz ist zwar seit 12. Dezember 2008 im Schengener Abkommen, d.h. die Personenkontrollen fallen weg, die Warenkontrollen an den Grenzen bleiben aber aufrecht. Das bedeutet auch, dass es Freimengen für die Verzollung gibt, sogenanntes "Duty Free Shopping": Die Geschäfte in Konstanz geben (auf freiwilliger Basis) gegen Bestätigung des Außer-Landes-Bringens der Waren durch die deutschen Zollbeamten die gesamte Umsatzsteuer zurück.

Duty-free Shopping beim Bio-Laden in Konstanz
Für die Geschäfte ist das ein Lockmittel. Und nicht jedes Geschäft in Konstanz hat es auf die gleiche Weise nötig. Der Bio-Laden gleich nach dem Grenzübergang gibt schon bei einem Einkauf ab 20 € die Steuer retour, der Aldi im Konstanzer Lago erst ab einem Einkaufwert von 40 €.

Nicht ganz einfach, auf diese Summe zu kommen, ohne die Freigrenzen zu überschreiten, zumal Alkohol und "sensible landwirtschaftliche Erzeugnisse" nur in geringen Mengen (zwischen einem halben und wenigen Kilo pro Person und Tag) zollfrei in die Schweiz eingeführt werden dürfen. Und die Preise für jeden Kilo zuviel sind gesalzen!

2 Kommentare:

  1. Das mit den Muellsaecken gibt es auch in Oberkaernten, lieber Peter. Da zahlt man auch - glaub um die 4 Euro fuer einen Muellsack. Man sieht, von dir ist nur mehr wenig Kaerntner uebrig ... ;)

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  2. Wahnsinn, echt? Aber nicht 4 €uro pro "normalem" Müll und Gebühr für die Müllabfuhr extra, oder?

    Du musst mir auch verzeihen, dass ich ein auf-/ausgewachsener "Großstadt-Klagenfurter" bin: Kenn mich also net wirklich aus am Land... *hehe* :-)

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